Mittwoch, 3. Oktober 2007

"Aber ich muss gestehen, dass mir doch ein Heimweh nach Bonn, nach der Stadt am Strom, ihrer Heiterkeit und ihrer geistigen Dynamik geblieben ist."

Diesen Satz bringt auch nur der Papst in seiner unglaublichen (obwohl er ja schon irgendwie vom Glauben abhängt) Weisheit zu Stande. Jeder normale Mensch, der sich nicht auf dem Stuhle Petri vergnügt, fragt sich eher, was diese Stadt eigentlich soll.
Nachdem ich gestern durch Bad Godesberg getigert bin, habe ich mir heute die Innenstadt und das Regierungsviertel angesehen. Es ist schon faszinierend, wie viele riesige Gebäude der Bund hier noch unterhält und welch interessante Bundesbehörden sich hier so tummeln. Ein besonders schönes Beispiel: die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien. Alle diese Behörden residieren in gigantischen Gebäuden aus der Zeit der Bonner Republik, es steht zu vermuten, dass jetzt auch der Sachbearbeiter (m-o) in besagter Behörde ein Ministerbüro von den Außmaßen mehrerer Fußballfelder* sein eigen nennt.

Doch zurück zum Anfangszitat, welches ja - wie erwähnt - vom Papst stammt. Das bringt mich darauf, dass ich etwas von der katholischen Kirche erzählen wollte. Die katholische Kirche betreibt in Bonn seit Jahrhunderten ein gut gehendes Münster, dennoch mangelt es hier und da am nötigen Kleingeld.
Durch Erfahrungen mit innovativen Geldbeschaffungsmaßnahmen, wie etwa dem Ablasshandel, hat es die Kirche immer geschafft, sich über Wasser zu halten. Da aber der Ablasshandel nicht mehr so populär ist, musste eine neue Idee her. Warum also dachte man sich, die vielen Heiligen und sonstigen Verehrungswürdigen, die sich im Münster in Form von Bidern und Skulpturen niedergelassen haben, nicht mit personalisierten Spardosen versehen, in die der wirklich Gläubige gepflegt seinen Kornzehnten gleich an Ort und Stelle versenken kann!
Brilliant! Die Tour durch das Münster gleicht so einer Art von Spendenmarathon, der Weg schön links und rechts mit Einwurfschlitzen gepflastert. Hier 30 Cent für eine Kerze, dort 20 für die Priesterausbildung, wieder ein Stück weiter für die heilige Mutter etc. etc.
Mich hat das Ganze dann doch sehr an diese Einrichtung erinnert. Bekanntermaßen läuft der Besucher auch dort einen langen Gang hinunter, um erstmal nichts zu sehen, bis er eine Münze herauskramt, sie in den Münzeinwurfschlitz wirft, um dann zu bewundern, wie peepshow-artig Rolläden heraufgezogen werden, um den Blick auf Schweine bei der Verrichtung ihrer täglichen Aufgaben freizugeben (ficken, fressen, ein wenig fernsehen).

Senor Juan empfiehlt: Ob im Münster oder der sonntäglichen Ausflugsfahrt - immer gerolltes (klimpert sonst unangenehm) Münzgeld dabei haben.

*Für Interessierte: Ein Fußballfeld hat bei Länderspielen eine Fläche von 7140m² (also etwa 7 Stremma). Ich hoffe sehr, dass die Größe des Feldes von mir richtig berechnet wurde...sonst gibt es sicher Ärger mit dieser Frau...

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