Montag, 8. Oktober 2007

Wat söns noch passeet es ...

Für den angehenden Germanisten ist das Rheinland natürlich ein Aufenthaltsort erster Güte, was das Dialektstudium betrifft. Ob im Zug oder beim Bäcker, überall ist diese wundervolle Varietät des Bonn-Kölner- Raumes zu vernehmen. Besonders auffällig ist dabei die ja auch von der Sprachwissenschaft verstärkt ins Auge genommene "rheinische Verklaufsform". Wikipedia gibt dazu folgende, treffende Auskunft:
"Als rheinische Verlaufsform bezeichnet man eine in rheinischen Dialekten übliche grammatikalische Variante. Diese ist auch in angrenzenden Gebieten und Dialekten bekannt und wird dort entsprechend als Ruhrpott- Verlaufsform oder westfälische Verlaufsform bezeichnet. [...] Sie besteht darin, statt zum Beispiel „Ich arbeite gerade“ eine der englischen Konstruktion ähnliche Form zu verwenden: „Ich bin am Arbeiten“ oder „Als es an der Haustür klingelte, war ich gerade am Essen".
Diese Form wird in ihrem Entstehungsgebiet nicht nur von klassischen Dialektsprechern verwendet, sondern ist auch in der am Standarddeutschen orientierten Umgangssprache gängig. Extremere und abgewandelte Formen („Wenn das Kind erstmal am Laufen fängt, ...“ (drückt nicht zwingend, aber potenziell einen Verlauf aus)) oder „Ich bin grad einen Brief am Schreiben dran“ sind jedoch tatsächlich vor allem im Ruhrdeutschen und weniger im übrigen Rheinischen anzutreffen."
Der Rheinländer in freier Wildbahn nutzt diese Verlaufsform recht exzessiv, so dass ein Satz wie folgender nicht ungewöhnlich ist: "Heute morgen war ich am Frieren, heute Nachmittag bin ich am Schwitzen." Einer guten Freundin zu Folge, die sich schon einige Jahre fern der Küste in Köln aufhält, bietet der Hardcore-Dialekt auch die Möglichkeit der Infix-Bildung. Beispiel gefällig? Aber bitte: "Bin isch grad das Bier aus am Trinken (dran), is er am Spökes machen" Diese Variante wurde von mir leider noch nicht persönlich vernommen, ich bin nun aber Gott sei Dank seelisch darauf vorbereitet.
Auf eine weitere Besonderheit des Dialektes will ich hier auch noch kurz eingehen - die Tendenz, den Genitiv zu ignorieren. Heute morgen in der Dienstbesprechung ging es um die Besitzverhältnisse an einigen herumliegenden Stapeln Papier. Würde eine Sekretärin aus Hamburg eventuell sagen: "Das sind unsere", heißt es hier "Die sin all uns!". Wer befindet sich da wohl grammatikalisch auf der sicheren Seite?

Senor Juan empfiehlt: Wenn man über den rheinländischen Dialekt nach am Denken ist, lieber ein Kölsch dazu trinken oder auch mal ein Bier.


1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Laaaaaaanweilig!